Vor der Pandemie lebte jede:r fünfte Minderjährige in Deutschland in Armut; die Zahlen in Hamburg entsprechen dabei dem Bundesdurchschnitt, denn hier leben 19,7 Prozent der Kinder in einer Familie, die Hartz IV bezieht. Belastbare Zahlen, wie viele Minderjährige wegen der Corona-Krise bisher zusätzlich unter die Armutsgrenze fallen, gibt es noch nicht. Finanzielle Armut bedeutet vor allem fehlende Teilhabe an kulturellen, sportlichen oder sozialen Ereignissen und eine weniger gesundheitsfördernde Lebensweise, da es am Geld für gesundes Essen und ausreichend großem Wohnraum oftmals fehlt.
Żaklin Nastić, MdB Die Linke und Landessprecherin der Linken, sieht die Benachteiligung dieser Kinder in besorgniserregenden Maß ansteigen: „Durch die Pandemie verschärften sich die Probleme von Kindern, die in finanzieller Armut aufwachsen. Im Gegensatz zu anderen Bevölkerungsgruppen und Wirtschaftsunternehmen erhielten die Empfänger:innen von Transferleistungen keinerlei Corona-Zulage zu ihren Bezügen, während sich die Kosten durch Preissteigerungen und dem gestiegenen Bedarf an Hygieneartikeln erhöhten. Hier muss die Regierung endlich und unbürokratisch gegensteuern: kurzfristig durch zusätzliche Zahlungen an die Familien und langfristig durch die Einführung eines Kinder-Grundeinkommens, damit Kinderarmut in einem reichen Land wie Deutschland endlich endet. Selbst um die anstehenden Festtage zu gestalten, fehlt es Familien, die Transferleistungen empfangen, an Mitteln. Nicht nur gibt es für diese Minderjährigen kaum Geschenke oder ein gutes Essen, in diesem Jahr werden finanziell in Armut Lebenden die sozialen Kontakte, das Miteinander, die Gemeinschaft in besonderem Maße fehlen.“
„Auch die Bildungsgerechtigkeit, die in Deutschland ohnehin sehr zu wünschen übrig lässt, verschärft sich durch die Pandemie”, ergänzt Keyvan Taheri, Sprecher des Landesvorstands Die Linke Hamburg und Mitglied der Linksfraktion in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord. „Gerade während der Schulschließungen und der Umstellung auf Heim- oder digitalen Fernunterricht fehlt es in Familien mit geringen Einkommen am Wesentlichen, damit Schüler:innen an diesen Ersatzmaßnahmen teilnehmen zu können. Bundes- und Landesregierungen nehmen in Kauf, dass Minderjährige, die in finanzieller Armut aufwachsen, zu den großen Verlierern der Corona-Pandemie werden – und zwar lebenslang. Ohne entsprechende Ausrüstung und digitale Infrastruktur ist diesen Schüler:innen die Teilnahme am Heimunterricht kaum möglich. Lehrkräften wird es unmöglich gemacht, Schüler:innen ohne digitale Ausstattung entsprechende Hilfestellungen zu geben. Daher fordern wir eine Ausstattung dieser Schüler:innen mit entsprechenden Zugängen und Endgeräten und endlich auch eine ‚krisenfeste‘ Ausstattung der Schulen im digitalen Bereich. Damit wir in Fragen zeitgemäßer Bildung in Zeiten von Quarantäne und Lockdown nicht jedes Mal von vorne und bei null anfangen müssen.”