Nach Auszählung fast aller Stimmen scheinen der bisherige Premierminister Benjamin Netanjahu und sein Herausforderer, der ehemalige Generalstabschef Benny Gantz, bei den israelischen Parlamentswahlen gleichauf zu liegen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Benjamin Netanjahu, dem weit bessere Chancen auf Bildung einer Koalition nachgesagt werden, trotz der ihm drohenden Anklagen in mehreren Korruptionsfällen eine fünfte Amtszeit antreten.
Damit bleibt für die progressiven Kräfte in Israel genau wie für die Palästinenserinnen und Palästinenser der Status Quo bestehen: massive Einschränkungen demokratischer Freiräume per Gesetz, tagtägliche und in Verfassungsrang festgeschriebene Diskriminierungen der arabischen Minderheit in Israel und ständig intensivierte Vertreibungen aus der Westbank und Ostjerusalem durch radikale Siedler mit umfänglicher Beihilfe des Staates.
Aber auch Herausforderer Benny Gantz hat während des Wahlkamps keinen politischen Wandel in Aussicht gestellt: er will die großen Siedlungsblöcke ebenfalls unter israelischer Kontrolle behalten, genau wie das annektierte Jerusalem als Hauptstadt Israels. An einem Friedensvertrag mit den Palästinensern scheint auch er kein Interesse zu haben, seine Liste „Blau-Weiss“ ist nichts anderes als ein „Likud-light“. Leidtragende sind in jedem Fall die Palästinenserinnen und Palästinenser, die mit fortgesetzter Diskriminierung, weiteren Landenteignungen und mehr Toten rechnen müssen. Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, nach der Wahl seinen „Jahrhundertdeal“ für einen „Frieden“ zwischen Israelis und Palästinensern vorstellen zu wollen, wird dies aller Wahrscheinlichkeit nur verschlimmern, der Missachtung des Völkerrechts Vorschub leisten und den radikalen Kräften Auftrieb geben.