„Es ist reinster Zynismus, dass es der Bundesregierung scheinbar nicht an Geld mangelt, um den Rüstungsetat Jahr für Jahr zu erhöhen sowie um Milliardenbeträge an die Lufthansa und andere Großkonzerne zu schicken, aber die Kinder- und Jugendhilfe schon seit Jahren unterfinanziert bleibt – vor allem auf Kosten ärmerer Familien und alleinerziehender Eltern. Die aktuelle Befragung der COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: fast jedes dritte Kind in Deutschland zeigt einer Analyse zufolge ein knappes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie psychische Auffälligkeiten. Diese unhaltbaren Zustände haben die Regierungsverantwortlichen durch eine völlig falsche Prioritätensetzung mitverschuldet. Es zeigt sich, dass Kinder aus armen Haushalten und Kinder mit Migrationshintergrund besonders stark betroffen sind – also diejenigen, die auch schon vor der Pandemie einen deutlichen schlechteren Zugang zur Teilhabe hatten als Kinder aus wohlhabenden Familien. Die Bundesregierung möchte Familien mit einem einmaligen Kinderbonus von 150 Euro abspeisen – doch das reicht hinten und vorne nicht! DIE LINKE und das Deutsche Kinderhilfswerk fordern schon lange die Einführung einer angemessenen Kindergrundsicherung. Zudem ist eine gute soziale Infrastruktur und eine starke Kinder- und Jugendhilfe erforderlich. Sie muss auch in Zeiten einer Pandemie offen bleiben und zugänglich sein, um Kindern und Jugendlichen flächendeckend psychologische und sozialeUnterstützung anbieten zu können“, erklärt Żaklin Nastić, Hamburger Bundestagsabgeordnete und menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE.

Nastić weiter: „Doch nicht nur die mangelnde Finanzierung der sozialen Infrastruktur für Kinder und Jugendliche zeigt die grundlegend falsche Prioritätensetzung der Bundesregierung. Union und SPD haben sich bewusst dafür entschieden, an Luftfiltern für Schulen zu sparen und den Kindern stattdessen ein monatelanges Zuhausebleiben ohne soziale Kontakte aufzuzwingen, mit verheerenden Auswirkungen auf ihre Psyche. Es ist zudem absolut unverantwortlich, dass, obwohl der Deutsche Kinderschutzbund den Lockdown als eine „Katastrophe“ für Eltern sieht und der Kinderhospizdienst über „dramatische“ Auswirkungen der Isolation auf schwerkranke Kinder berichtet, auch im Vorfeld der heutigen Beratungen von Kanzlerin Merkel mit den Ministerpräsident:innen erneut kein/e Vertreter:in des Kinderhilfswerks oder des Kinderschutzbundes zum Expertenteam des Bundeskanzleramtes zählte. Die Probleme der Kinder finden also in der aktuellen Maßnahmendiskussion kein Gehör. Das ist fatal. Kinderrechte und das Kindeswohl müssen endlich zur obersten Priorität der Regierungsverantwortlichen werden!“