Offener Brief an

-die Abgeordnetendes Landtags Schleswig-Holstein

-Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Stadt Kiel

-Philipp Dornberger, Kieler-Woche-Büro, Landeshauptstadt Kiel

Kiel, den 19. Juni 2019

Sehr geehrte Abgeordnete, Herr Oberbürgermeister, Damen und Herren des Kieler Woche Büros,

Am Sonntag,  dem  23.  Juni ist  im  Rahmen  der  Kieler  Woche  auf  dem  spanischen Marineschiff “Juan  Sebastian  Elcano” eine  nationalistische  Zeremonie  geplant,  gegen deren Veranstaltung wir mit diesem Brief protestieren.

In  Gastfreundschaft  und in der  Idee  der  friedlichen  Völkerverständigung  ist  es  eine Tradition  der  Kieler  Woche  geworden,  ausländische  Kriegsschiffe  zu  uns  einzuladen, und  die  Wahrung  dieses  Gedanken  ist  gerade  uns  Deutschen  und in  Deutschland lebenden  BürgerInnen  wichtig.  Dass  ein  Land  wie  nun  Spanien  diese  Gastfreundschaft dazu  missbraucht,  um  in  unserem  Hafen  und  in  unserer  Stadt  eine  nationalistische Zeremonie, bei der Zivilisten (!) einen Eid auf die spanische Fahne schwören sollen, zu inszenieren, widerspricht dieser Idee zutiefst, und wir möchten Sie dazu auffordern, der Besatzung des genannten Schiffes dies in aller Deutlichkeit bewusst zu machen.

Zum   Hintergrund erinnern   wir   daran,   dass   der   spanische   Diktator   Franco   ein Verbündeter  Hitlers  und  der Nazis  war,  der  nach  seinem  Putsch  und  dem  darauf folgenden  Bürgerkrieg  Spanien  bis  1975  faschistisch  regiert  hat.  Leider ist  es  eine bedrückende  Tatsache,  dass  sich  weder  die  von  ihm  persönlich  eingesetzte  Regierung noch eine folgende spanische Regierung bis heute vom Faschismus distanziert hat. Kein einziges Verbrechen  der  Franco-Diktatur  ist  bis  heute  in  einem  einzigen  ordentlichen Gerichtsverfahren   aufgearbeitet   worden.   Spanien   ist   heute   das   Land   mit   den zweitmeisten in Massengräbern verscharrten Opfern, die Aufarbeitung der begangenen Verbrechen wird immer noch blockiert. Die diversen spanischen Regierungen haben sich auch viele Jahre nach Ende der dortigen Diktatur geweigert,  Kriegsverbrecher  und Nazis  nach  Deutschland  und  in  andere  Länder  wie  z.B. Argentinien  auszuliefern, sondern  ihnen  in  Spanien  eine  sichere  Heimat  gewährt.  Dem Diktator Franco wird bis heute in einem von Zwangsarbeitern erbauten Mausoleum gehuldigt.

Nun  können  wir  einem  anderen Land  nicht  vorschreiben,  wie  es  mit  seiner  eigenen faschistischen  Vergangenheit  umzugehen  hat.  Jedoch  können  und  müssen  wir  dafür sorgen,  dass  derartige  Zeremonien  und  rechtsnationalistische  Schwur-Veranstaltungen nicht  bei  uns  in  Kiel,  und  nicht  im  Rahmen  unserer  Kieler  Woche  stattfinden  dürfen, und dass das friedliche und freudige Miteinander dieser grossen Festwoche nicht dafür missbraucht wird. Wir hoffen und erwarten, dass Sie den Kommandanten des genannten Schiffs in diesem Sinne informieren, und der geplante Fahnenschwur nicht bei uns stattfinden darf.

Unterschriften:

Bernhard von Grünberg, ehem. MdL, Bundesverdienstkreuz am Bande, Bonn

Zaklin Nastic, MdB, Hamburg

Martin Dolzer, Abg. der Bürgerschaft, Hamburg

Prof. Dr. Uli Hoinkes, CAU Kiel

Prof. Dr. Tilbert Dídac Stegmann, Goethe-Universität Frankfurt

Prof. Dr. Thomas Schulze, LMU München

Vicent Partal, Chefredakteur Vilaweb, Barcelona

Ralf Streck, Autor und Journalist, Donostia – San Sebastian

Charlotte Berger, Strande

Bàrbara Roviró, Hamburg

Rosa Miró, Hamburg

Dr. Eva Juarros-Daussà, Universität Groningen

Tomé Laxe, Hamburg

Albert Català Rovirosa, Henstedt-Ulzburg

Ariadna Benet, Hamburg

Enno Prahm, Hamburg

Guida Maymo Camps, Hamburg

Belén Gordillo, Neu Wulmstorf

David Conrad, Rostock

Maria Inmaculada Perelló Farré, Hamburg

Elisenda Laborda, Hamburg

Irmela Schmidt, Hamburg

Eva Möckel, Hamburg

Silvia Poll, Hamburg

Matthias Krause, Bönningstedt

Toti Batches, Hamburg

Emma Santacana Albanilla, Barcelona

Xavier Olivella Rigol, Ratingen

Margarita Engroñat, Zürich

Montserrat Varela, München

Meritxell Sabidó, Darmstadt

José Matas Gamell, Troisdorf

Eduard Planella, Düsseldorf

Aïda Pesquer Isasi, Krefeld

Marc Borneis, Sabadell

Joan-Ramon Zaballos Rubio, Lleida

Núria Gratacòs Casas, Badalona

Carmen Pinillo Bun, Köln

Dr.med. Monika Diethelm, Uzwil

Leticia Palacios López, Madrid

Stefania Zanier, Vacarisses

Michaela Klinkert, Düsseldorf

Franz-Xaver Platz, Hirschberg a.d. Bergstrasse

Martina Kreutz, Köln

Mireille Tumba, Madrid

Ernesto Sarabia Alfaro, Madrid

Pilar Parrilla, Madrid

Monika Kunz, Ettlingen

Álvaro Herráiz San Martín, Madrid

Johannes Stumpf, Berlin

Juan Carlos Olucha Alcalde, Maikammer

Susana San José Albarracín, Tarragona

Birgitta Baum, Gladbeck

Max Olbrich, Köln

Veronica Galvin Rodríguez, Madrid

Manuel Vera Nieto, Madrid

NB: Unter  den  Unterschreibenden  sind  direkte  Familienangehörige  von  Opfern  des Faschismus.